Ich lebe mit meiner Familie in einem Einfamilienhaus aus den 60er Jahren. Wir haben einiges geändert, angebaut und modernisiert. Das Dach und den Keller haben wir jedoch nie richtig verändert. Beides sind keine Wohnräume, die Decken sind viel zu niedrig. Das Dach ist unbewohnt, wir haben lediglich Dämmmaterial auf dem Boden ausgelegt. Im Keller des Altbaus gibt es ein Zimmer mit Sport- und Freizeitgeräten, einen Waschkeller und einen Abstellraum. Von unten zieht Feuchtigkeit durch die Bodenplatte und der Putz blättert von einigen Wänden. Mir waren der Dachboden und der Keller lange Zeit ein Dorn im Auge: Man sieht ihnen ihr Alter an, teilweise sind sie nicht nutzbar, ein schicker Neubau ist etwas Anderes.
Nun habe ich vor einigen Wochen an einer Fortbildung der IHK Frankfurt zum Thema Bautechnik teilgenommen und dort wurde bestätigt, was mir unser Architekt schon vor längerer Zeit sagte: So wie es ist, ist es gut so. Wir sollen bloß nichts ändern.
Denn: Ein Keller muss nur dann trocken und schimmelfrei sein, wenn er als Wohnraum genutzt wird. Jahrhunderte alte Burgen, Bauernhöfe oder Weingüter haben alle feuchte Keller, das hat ihrer „Lebenserwartung“ keinen Abbruch angetan. Ein feuchter Keller bedeutet nicht, dass die Statik gefährdet sein muss und man bei jedem abgeplatzten Putzteilchen an eine sehr aufwendige und teure Kellertrockenlegung denken muss. Wichtig ist, dass regelmäßig ein Architekt oder Sachverständiger die Feuchtigkeit im Mauerwerk prüft – das geht schnell und unkompliziert.
Ähnliches gilt für das Dach. Eigentümer, die ihr Dachgeschoss nicht als Schlaf- oder Wohnbereich ausbauen möchten, erhalten ihr Haus am besten, wenn das Dach bedarfsgerecht erneuert und eine ordnungsgemäße Dämmung ausgelegt wird. Ein Dach kann viele Jahrzehnte halten, die Dachkonstruktion auch mal 100 Jahre. Wenn ein Bestandsdach regelmäßig von einem Dachdecker gewartet wird, macht es grundsätzlich keine größeren Probleme. Vorausgesetzt der Eigentümer kommt nicht auf die Idee, den Dachboden in Eigenregie zum neuen Wohnbereich auszubauen. Das Risiko einer schimmeligen und morschen Dachkonstruktion mit sehr hohen Reparaturkosten baut er dann zwangsläufig mit ein.
Ein fachmännisch ausgebautes neues Wohngeschoss ist aber im wahrsten Sinne eine Bereicherung: Der Ausbau zusätzlichen Wohnraums – vielleicht sogar eine vollständig neue Dachgeschoss- oder Kellerwohnung – kann sich zügig amortisieren. Wie schnell rechnet sich eine Investition von vielleicht 120.000 Euro für den Ausbau einer 70 qm Miet-Wohnung im Ballungsgebiet oder einer begehrten Wohnlage!
Mein Tipp: Wer seinen Keller oder das Dachgeschoss eines älteren Hauses ausbauen möchte, lässt die Fachfrauen und Fachmänner ans Werk. Wer auf den zusätzlichen Wohnraum verzichten kann, tut gut daran, das Dach und den Keller regelmäßig warten zu lassen und lehnt sich ansonsten entspannt zurück. Ein bisschen Feuchtigkeit im Keller ist im Regelfall kein Problem.
Ihre Andrea Senze-Kiko