Zum Jahresende kommt wieder die Zeit der Nebenkostenabrechnungen. Mieter, Vermieter und Verwalter sind meist gar nicht glücklich, denn ein Blick in fast jede Nebenkostenabrechnung suggeriert: Das kann doch gar nicht wahr sein! Soviel kostet es in einer Mietwohnung zu wohnen?
Doch einige Klagen relativieren sich vielleicht: Die Netto-Mieten in Ballungsgebieten steigen rapide an – das ist unbestritten. Aber die Schere zwischen der Netto-Miete einer begehrten Wohnung und dem Kaufpreis einer begehrten Wohnung öffnet sich immer weiter. Viele Käufer in 1a-Lagen werden den Kaufpreis ihrer Wohnung nicht mehr durch die reine Vermietung finanzieren können – das ist vorbei. Diese Kaufpreise lassen sich nicht mehr in Mietpreisen wiederspiegeln, sie sind einfach zu hoch.
Und was ist mit den Brutto-Mieten, den Nebenkosten? Nun ja, auch diese sind exorbitant hoch und steigen und steigen und steigen. Doch die Mieter sollten genau hinschauen. Denn in den Ballungsgebieten wird der Platz eng, man baut nach oben und nach unten. Neubauten ohne Aufzug, Tiefgarage, Doppelparker etc. sind fast nicht vorstellbar. Ein Fahrradkeller muss her und ein Beleuchtungs- und Belüftungskonzept für außen und innen. Wer keinen eigenen Garten hat, wünscht mindestens eine Dachterrasse. Die Tiefgarageneinfahrt ist beheizt, um eine sichere Ein- und Ausfahrt zu jeder Tages- und Nachtzeit zu gewährleisten.
Im Rhein-Main-Gebiet ist ein großer Bauträger für seine Kamine in jeder noch so kleinen Wohnung bekannt – das ist sein Markenzeichen. Außerdem soll der Grünbereich parkähnlich gepflegt aussehen, das Laub ist mindestens einmal in der Woche zu beseitigen und der Hausmeister rund um die Uhr erreichbar. Außerdem wünschen sich die Mieter hauseigene Stromtankstellen, ein Niedrigenergiehaus und… und… und...
Tiefgaragen, Doppelparker und so weiter gehören in jeden Neubau im Ballungsgebiet. Doch sie verursachen zusätzliche Unterhaltskosten, deren Begleichung der Mieter mit seinem Mietvertrag in den meisten Fällen übernommen hat. All diese zusätzlichen Annehmlichkeiten, die mit dem eigentlichen Wohnen nichts zu tun haben, aber das Leben so bequem und angenehm machen, kosten Geld! Sie müssen gewartet und gepflegt werden. Oder ihre Nutzung kostet einfach Energie und ist auch kein günstiger Spaß.
Ich wage eine ungewöhnliche These: Nicht unser Mietmarkt ist überhitzt, sondern die Mieter-Ansprüche und Bürokratievorgaben sind zu hoch, um ein kostengünstiges Wohnen zu ermöglichen. Erlauben Sie mir die Fragen:
Warum muss ein Neubau in der Stadt 1-2 Parkplätze pro Wohnung vorweisen? Was hat Autofahren und -parken mit Wohnen zu tun? Wieso baut man teure Treppenhäuser mit Fahrstuhl und Balkone in die Häuser und Wohnungen ein, wenn außenliegende Treppen mit Zugang zu jeder Wohnung Platz und Geld sparen könnten und die Mieter trotzdem einen Zugang nach draußen haben? Wer könnte sich vorstellen, in Modul- oder Containerbauten zu leben, die unbestreitbar einen hohen Wohnkomfort bieten und leicht an die sich immer wieder wandelnden Anforderungen seiner Bewohner angepasst werden können, aber nicht für die nächsten 200 Jahre gebaut sind?
Kurzum: Mit den Nebenkostenabrechnungen ist es so, wie Sie es befürchtet haben. Die Nebenkosten sind ein Spiegelbild Ihrer eigenen Ansprüche – und sie steigen, ebenso wie Ihre Ansprüche auch. Selten kann man den Vermietern einen Vorwurf machen: Im Gegenteil, die meisten Vermieter können gut auf den Betrieb eines Aufzugs etc. verzichten, zufriedene Mieter sind ihnen wichtiger.