In diesem Blog wird sehr viel über WEG-Verwaltung geschrieben. Die Mietverwaltung ist ein Thema, das oft etwas zu kurz kommt. Dabei ist Mietverwaltung ein sehr schöner Teil unserer Tätigkeit und nimmt auch ungefähr genauso viel Zeit in Anspruch wie die WEG-Verwaltung.
Und ein ewig aktuelles Thema der Mietverwaltung ist die Wohnungssuche im Ballungsgebiet – oder andersherum gesagt, die Mietersuche im Ballungsgebiet. Unsere Aufgabe ist es nicht eine Wohnung zu finden. Unsere Aufgabe ist es einen passenden Mieter zu finden, wenn eine Wohnung eines unserer Kunden frei wird.
Wenn man die Presse verfolgt, könnte man meinen, dass das eine sehr einfache Aufgabe ist in einem Ballungsgebiet wie dem Rhein-Main-Gebiet. Aber das trifft nicht zu. Wie so oft, kommt es darauf an ….. Und zwar kommt es auf die Wohnung an, die man inseriert.
Gesucht wird die Eier legende Wollmilchsau: niedriger Mietpreis, möglichst City nah, aber ruhig, am besten mit Terrassennutzung, aber nicht im Erdgeschoss, in angenehmer Nachbarschaft (was immer das heißt), mit einem unentgeltlichen Stellplatz direkt vor der Tür, voll-modernisiert, tiefe Fenster, Parkett und geringe Betriebskosten, in einer kleinen Wohnanlage mit Blick auf die Skyline von Frankfurt, den Feldberg oder direkt am Main.
Weniger gesucht werden Wohnungen, die zwar einiges von den gewünschten Eigenschaften aufweisen, aber mit einem realistischen Preis, der dann bei 15-20 Euro pro m² liegt, Kaltmiete. Und ebenfalls unbeliebt sind günstige Wohnungen in engbebauten Stadtteilen oder an Schnellstraßenausfahrten, mit Blick ins Nachbarwohnzimmer, ca. 20 Jahren alten Bädern, ohne Balkon und mit Laminatböden.
Obwohl, der letzte Satz ist nicht ganz zutreffend. Wenn man für eine günstige, da nicht top-moderne, aber verkehrsgünstige Wohnung Mieter sucht, dann kann man schon von Anfragen überschwemmt werden. Allerdings wird man aus den meisten dieser Anfragen nicht wirklich schlau. Sie wirken nicht so, als ob der Mietinteressent tatsächlich unter Druck Wohnraum sucht. Meine Kollegin hat mir heute Morgen einige der über 100 Interessenten-Anfragen für eine günstige Wohnung in einfacher aber stadtnaher Lage vorgelesen. Hier ist eine Auswahl:
„Bitte Rückruf!“
„Ist noch zu haben?“
„Habe dringendes Interesse. S.S.“
Liebe Mietinteressenten, solche Anfragen sind leider sinnlos und werden natürlich sofort weggeklickt. Der Vermieter kann aus diesen Anfragen nichts, aber auch gar nichts erkennen, außer dass es sich um unhöfliche Menschen handelt und er jetzt etwas mehr recherchieren müsste, um herauszufinden, ob der Wohnungssuchende als zukünftiger Mieter in Betracht kommt.
Verwalter und Makler sind aber grundsätzlich bequeme Menschen. Solange wir 70 von 100 Bewerbungen einfach wegen eindeutigem Desinteresse der Mietinteressenten wegklicken können und dann noch 30 Bewerber haben, werden wir uns nicht die Mühe zur Recherche machen. Von den 30 Bewerbern werden noch einige wegfallen, weil sie schon eine neue Wohnung gefunden haben, ihnen die Wohnung doch nicht gefällt oder sie nicht die Solvenz-Nachweise bringen können, die wir benötigen. Aber uns reicht letztendlich ein guter neuer Mieter für eine Wohnung, der sich wirklich bemüht. –
Wir haben Verständnis, dass man nach der x-ten Wohnungsanfrage keine Romane mehr schreiben möchte. Die will der Vermieter auch nicht lesen. Ihn interessiert: Wer ist mein zukünftiger Mieter (Bitte immer den Namen angeben!)? Zieht er allein oder mit Familienangehörigen und / oder Haustier ein? Was macht er beruflich? Warum sucht er eine neue Wohnung und – last but not least: Ist er solvent? – Wenn man das weiß, dann kann man einschätzen, ob sich ein Besichtigungstermin lohnt und ob der Wohnungssuchende der Vorstellung des Eigentümers entspricht und zu den anderen Bewohnern des Hauses passt. Dann ist man mit ziemlicher Sicherheit in der engeren Auswahl. – Und, was für die Wohnungssuchenden wirklich interessant sein könnte: Es macht nicht immer nur derjenige mit dem dicksten Gehalt das Rennen. Viel wichtiger ist, dass der Vermieter erfährt, dass sich ein Besichtigungstermin mit Ihnen auf der menschlichen Ebene lohnt. Vermieter sind auch nur Menschen, die sich ein gut funktionierendes und nettes Verhältnis zu ihren Mietern wünschen.
Es gibt natürlich Wohnungssuchende, die diese Informationen sehr selbstverständlich in bestens aufbereiteter Form zur Verfügung stellen und sich so präsentieren, dass man als Vermieter schon überlegt, ob man den Mietinteressenten nicht nach Vertragsabschluss zum Bierchen einladen möchte. Aber das sind meistens Menschen, die tagtäglich präsentieren, verkaufen, Dienstleistungen auf hohem Niveau erbringen. Die wissen, wie man Vermieter beeindruckt. Und sie bewerben sich auf Wohnungen, deren Niveaus sehr hoch sind und die teuer sind. Außerdem sind diese Mieter schlau: Sie kennen ihren Marktwert und spekulieren oft, indem sie mehrere Eisen im Feuer halten. Das ist okay so, macht dem Vermieter aber mehr Arbeit. Er muss schnell und auf der Hut sein, damit ihm sein Traum-Mieter nicht abspringt.
Im oberen Preissegment ist der Wohnungsmarkt also noch in Ordnung: Angebot und Nachfrage halten sich die Waage, Vermieter und Mietinteressent kommunizieren auf Augenhöhe. Von einem leergeräumten Wohnungsmarkt qualitativ bester Wohnungen zum hohen Mietpreis kann man nicht reden.
Von einem überlaufenen Wohnungsmarkt auf mittlerem oder einfachem Wohnraum-Niveau aber auch nicht. Dafür sind die meisten der Wohnungsanfragen einfach zu lässig, als dass ein besonders starkes Interesse oder sogar eine Not dahinterstehen könnte.
Vielleicht verwechseln wir Lässigkeit mit „Nichtkönnen“, das bitten wir dann zu entschuldigen. Wenn das der Fall ist, dann wäre es an der Zeit, dass die Wohnungssuchenden dafür sensibilisiert werden, dass sie etwas wollen, was ein anderer anbietet. Das heißt, der Wohnungssuchende ist in der Bringschuld, auch wenn es unangenehm ist. Bitte geben Sie den Vermietern die Chance, Sie kennenzulernen. Er kann Sie nur mögen, wenn er weiß, wer Sie sind und nur dann, wird er Ihnen seine Wohnung anvertrauen.