Der Preis ist sehr heiß – Energiepreise kennen nur eine Richtung: aufwärts

In unserem letzten Blog schrieben wir über die Jahres- und Betriebskostenabrechnungen. Doch einen wichtigen Punkt hatten wir nicht erwähnt: Das Ergebnis der Abrechnungen, also das was am Ende als Betrag unter der Abrechnung steht. Dieses Ergebnis wird schon in der Abrechnung 2021 für ein böses Erwachen sorgen, denn die Summe ist weitaus höher als in den Jahren zuvor. Die explodierenden Energiepreise machen sich jetzt bemerkbar und – es tut uns leid, das sagen zu müssen – es wird im kommenden Jahr nicht besser, sondern noch viel teurer.

Wir zeigen die Entwicklung der letzten Jahre und den Ausblick für 2022 anhand der Strompreise für einen durchschnittlichen Privathaushalt mit einem Stromverbrauch von ca. 3.500 kWh/Jahr. Dazu muss man vorneweg sagen: Die Strompreise in Deutschland sind schon jetzt die höchsten in der ganzen EU. 

2010 zahlte der Privathaushalt in Deutschland 23,69 ct/kWh, neun Jahre später lag der Preis bei 30,43 ct/kWh. Das heißt, der Strompreis ist bis zur Vor-Corona-Zeit um 28 % gestiegen (Quelle: strom-report.de). In der Corona-Zeit stieg die Zahl der im Home-Office Beschäftigten, das heißt: Tagsüber wurde mehr Gas und Öl zum Heizen verbraucht, auch das Video-Streaming auf Kosten der Arbeitnehmer nahm zu. Und das bei weiter in die Höhe schnellenden Energiepreisen. Folglich steigt die Belastung der Bewohner nicht nur wegen des erhöhten Verbrauchs sondern auch wegen der explodierenden Preise.

Bleiben wir beim Beispiel Strom: Stromauskunft.de (Strompreise 2022 - Prognose der Strompreisentwicklung für 2022 (stromauskunft.de)prognostiziert für 2022 einen Preis von 37,13 ct/kWh im günstigsten Fall und 39,03 ct/kWh in der Grundversorgung. 

Ab April soll zwar die Homeoffice-Pflicht wieder aufgehoben werden, doch inwieweit die Arbeitnehmer voll an ihre Arbeitsplätze zurückkehren können und wollen ist fraglich. Unsere Vermutung ist, dass sich viele Pendler die Zeit und die Benzinkosten für die Fahrten ins Büro so weit wie möglich sparen wollen und viele Arbeitnehmer weiter von zuhause arbeiten.

Diese Prognosen bedeuten für jeden Privathaushalt: Die nächsten Abrechnungen bringen das böse Erwachen. Doch was kann man tun? Wir denken, dass die Privathaushalte kurzfristig nur beschränkt etwas tun können, aber mittel- bis langfristig gibt es Wege, um sich als Mieter, Eigentümer und vermietender Investor von der Preisentwicklung unabhängiger zu machen. 

So können vermietende Investoren ihre Häuser mit Photovoltaik-Anlagen ausstatten. Die Mieter, die den selbstproduzierten Strom vom Vermieter beziehen möchten, beteiligen sich mit einer Mieterhöhung wegen Modernisierung an der Anschaffung, nehmen die Umlage der Wartungskosten in Kauf und erhalten im Gegenzug selbstproduzierten Strom gegen einen geringen Preis oder sogar kostenfrei. – Für die Vermieter ist diese Investition eine lohnende Anschaffung, zumindest dann, wenn es so weit kommt, dass Vermieter an den Energiekosten der Mieter beteiligt werden.

Eigentümer einer Eigentumswohnung können ggfs. Balkon-Photovoltaik-Anlagen o.ä. an ihre Balkone montieren lassen, die die gewonnene Energie direkt in den Stromkreislauf der Wohnung einspeisen. Laut den Regelungen des neuen WEG sind die anderen Eigentümer verpflichtet, dieser energetischen Modernisierung zuzustimmen, soweit sie nicht unverhältnismäßig beeinträchtigt werden. Eine Beeinträchtigung können wir hier nicht sehen – was nicht heißt, dass die Gerichte das genauso sehen wie wir. 

Und natürlich gibt es auch die ganz große Lösung: Photovoltaik-Anlagen auf großen WEG-Dächern, die das ganze Haus versorgen. Vor Kurzem hätten wir uns nicht vorstellen können, dass man solche Lösungen bei der Vielzahl der Eigentümer-Interessen irgendwie durchsetzen könnte. Heute sehen wir das aufgrund der gestiegenen Strompreise anders und auch weil Strom heute für so viel mehr eingesetzt werden kann: Man kann damit Wärmepumpen betreiben, Autos aufladen, im Home-Office arbeiten und so weiter und so fort. Es wäre fast irrwitzig, wenn Bewohner von WEGs diese Leistungen teuer an der Tanksäule oder vom Gasanbieter einkaufen sollten, wenn sie ca. 2/3 des Jahres den Strom selbst produzieren können. 

By the way: Dieser Blog ist keine bezahlte Werbung für Photovoltaik-Anbieter, im Gegenteil: Wir Verwalter mögen es gar nicht, wenn WEGs oder Vermieter große Änderungen oder Modernisierungen angehen. Aber es hilft nichts, man sollte sich Gedanken machen, wie man die hohen Energiekosten reduziert. Dafür kann es sich durchaus lohnen zu investieren oder höhere Netto-Mieten in Kauf zu nehmen. Viele Kommunen bezuschussen diese Investitionen, das geht über die Zuschüsse des BAFA und der KfW hinaus. Kostenbewusste Mieter, Eigentümer, Beiräte und Investoren sollten sich erkundigen und noch vor den anstehenden Eigentümerversammlungen auf ihre Verwalter und Vermieter mit konkreten Vorschlägen zugehen. Nur so kann man etwas ändern, der Verwalter selbst wird das Thema nicht auf die Tagesordnung nehmen – zumindest nicht, solange er nicht von den auf Photovoltaik-Anlagen spezialisierten Elektrikern für seine Vermittlung Provision erhält und soweit ist es zum Glück noch nicht gekommen.